Das Fach Geschichte am Antonianum

 

Schon richtig, im Fach Geschichte beschäftigen wir uns mit der Vergangenheit. Aber der Blick auf diese Vergangenheit hängt von uns ab!

Haben Sie schon einmal den Versuch gemacht, eine Stunde lang aufzuschreiben, was Sie tun, sehen, hören, fühlen und denken? Wie lange werden Sie brauchen? Zwei Stunden? Vier? Sie werden auswählen müssen! Und deshalb heißt unser Fach nicht „Vergangenheit“, sondern „Geschichte“! Wir, die Gegenwärtigen, machen Geschichte, indem wir sie rekonstruieren aus dem, was früher ausgewählt wurde, was sich auch zufällig erhalten hat. Und mit uns verändert sich auch unser Blick auf unsere Vergangenheit – also verändert sich auch unsere Geschichte.

„Wer einen Schlüssel zur Geschichte sucht, will offenbar hinaus!“ (Alexander Demandt).

Und daher ist das Fach Geschichte an der Schule (und auch außerhalb der Schule) „nicht die Registrierkasse der Vergangenheit, in der abgebucht wird, was sich jemals zugetragen hat“ (Klaus Bergmann), sondern der Versuch der Rekonstruktion.

Beispiel gefällig? In den Achtzigerjahren wurde die Anzahl der Opfer der Hexenverfolgung in der Frühen Neuzeit europaweit mit etwa zwei bis zweieinhalb Millionen angegeben. Daraus schlossen die Historiker, dass in diesen gut 200 Jahren keine Frau in Europa sicher war, dass es sie nicht auch treffen könnte. Die aktuellen Zahlen sprechen eine andere Sprache: Die Zahlen werden heute mit etwa 80000 angegeben – europaweit über eine Zeitraum von über 200 Jahren! So ändert sich auch die Interpretation – eine deutsche Frau musste nun schon großes Pech haben, zu den etwa 150 Opfern im Jahresschnitt zu gehören – und so auch der Blick auf das Alltagsleben der Frauen in der Frühen Neuzeit.

Geschichte bleibt ein Lernfach. Aber damit ist Geschichte eigentlich nicht geleistet; die gelernten Daten müssen analysiert und interpretiert werden, sie müssen kritisch in eine Rekonstruktion eingebaut werden, die der damaligen wie auch unserer heutigen Welt entspricht.

Dies bleibt eine Aufgabe für Lehrkräfte – die zu diesem Zweck in jedem Jahr mehrere Fortbildungen besuchen bzw. selbst veranstalten – und auch der Schülerinnen und Schüler, die in jedem Schuljahrgang vor diese Herausforderung gestellt werden.

Das Fach wird am Antonianum in jedem Jahr der Mittelstufe zweistündig unterrichtet (in Klasse 6 einstündig). In der Qualifikationsphase der Oberstufe gibt es in jedem Jahrgang zwei Kurse auf erhöhtem Niveau sowie in Kooperation mit den beiden anderen Vechtaer Gymnasien einen vierstündigen Kurs auf grundlegendem Niveau. Darüber hinaus bieten wir in nahezu jedem Schuljahr ein Seminarfach an, das historische Themenbereiche berührt oder sogar zum Schwerpunkt hat.

Die Anforderungen des Kerncurriculums wurden von der Fachgruppe in einen Schuleigenen Arbeitsplan umgesetzt, der die zu erarbeitenden Themen mit den zugehörigen Kompetenzen und Begriffen verbindet. Dieser Plan ist im Downloadbereich für jeden einzusehen.

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten seit einigen Jahren mit dem Lehrwerk „Geschichte und Geschehen“ aus dem Klett-Verlag.